Im September war Adrian B. vor Ort im TATI und hat für uns eine umfassende Zusammenfassung seiner Eindrücke verfasst. Adrian unterstützt The Wave Project e.V. nun schon seit längerer Zeit und wollte sich während seiner Urlaubszeit persönlich einen Eindruck davon verschaffen, wie unser Projekt in Kenia umgesetzt wird.
Adrian berichtet:
Bei meinem Besuch in Kenia hatte ich die besondere Gelegenheit, die Schule Tati zu besuchen.
Es war ein ruhiger Tag, und leider waren nur wenige Lernende anwesend, was jedoch dem Umstand geschuldet war, dass der offizielle Schulstart erst eine Woche später stattfinden sollte. Die Schüler, die bereits da waren, gaben mir dennoch einen faszinierenden Einblick in den praktischen Unterricht der Schule. Der Fokus liegt hier darauf, die jungen Menschen so auszubilden, dass sie nach ihrer Ausbildung direkt in den Arbeitsmarkt eintreten können – und das mit beeindruckender Selbstständigkeit.
Jedes Fach hat in den Klassen zwischen 15 und 33 Lernende. Zusammengenommen ergibt das über 150 Schüler, verteilt auf verschiedene Ausbildungsbereiche. Besonders beeindruckend ist die Selbstversorgung der Schule: Schürzen für Küche und Werkstatt werden von einer eigenen Schneiderei-Klasse gefertigt, das Essen wird von den angehenden Köchen zubereitet und die Gebäude auf dem Gelände entstehen durch die Maurerschüler. Selbst Reparaturen auf dem Gelände werden von den Fachklassen für Sanitär, Metall- und Holzbau erledigt.
Die Schule legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Biodiversität. Über das ganze Jahr hinweg werden verschiedenste Obst- und Gemüsesorten angebaut, wobei die Fruchtfolge streng eingehalten wird, um den Boden fruchtbar zu halten. Ein besonderes Highlight ist das laufende Projekt, einen Fischteich anzulegen, um künftig auch Fische zu züchten. Die Schule plant, ihre Kapazitäten noch weiter auszubauen und macht daher aktiv Werbung in der Region, um mehr Schüler anzuziehen.
Eine weitere spannende Initiative ist das Austauschprogramm mit einer Schule in Uganda, das den Horizont der Schüler erweitert und interkulturelle Lernerfahrungen ermöglicht. Die Lehrkräfte an der Schule Tati sind besonders engagiert und begleiten ihre Schüler während des Unterrichts individuell. Statt klassischem Frontalunterricht erarbeiten Lehrer und Schüler die Inhalte gemeinsam, was für ein sehr persönliches Lernumfeld sorgt.
Leider konnte ich diese lebendige Interaktion an meinem Besuchstag nicht in vollem Umfang miterleben, da die meisten Schüler noch in den Ferien waren. Aber ich werde sicherlich wiederkommen – vorzugsweise während des regulären Schulbetriebs. Besonders spannend finde ich auch den Einsatz von ChatGPT, der den Schülern bei der Lösungssuche hilft. Mit dem neuen Schulstart werden außerdem Onlinedienste wie Google Docs vermehrt in den Unterricht eingebunden, um die Kollaboration und das asynchrone Lernen zu fördern. Jeder Schüler hat dabei die Möglichkeit, seine eigene digitale Seite zu erstellen, auf der Informationen und persönliche Beiträge gesammelt werden.
Die Schule Tati ist ein tolles Projekt, was ich definitiv weiter unterstützen möchte. Es ist ein beeindruckendes Beispiel für eine praxisnahe, zukunftsorientierte Ausbildung. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch!